Geänderte Aufgabenstellung – Und: Haltung zeigen

Geänderte Aufgabenstellung – Und: Haltung zeigen

3. September 2018. Mit der Zielsetzung unseres Arbeitskreises – Unterstützung der Flüchtlinge, Integration, Willkommenskultur – haben wir vor fast vier Jahren verdeutlicht, wofür wir stehen. In Seligenstadt sind jetzt die Aufgaben der Flüchtlingshilfe hinsichtlich der Versorgung der Geflüchteten befriedigend organisiert: Die Aktivitäten in Bezug auf Sprache, Arbeit und Berufshilfen sind im FLIDUM gut aufgestellt.

Nun liegt der aktuelle Fokus aufgrund der aktuellen politischen Situation bei der Aufgabenstellung der Willkommenskultur. Unter Willkommenskultur haben wir immer verstanden, die nach Seligenstadt Geflüchteten fair und gastfreundlich zu empfangen und auch die Aufnahmebereitschaft der Stadtbevölkerung für die Zugewanderten zu fördern. Die Grundvoraussetzung für ein friedliches Zusammenlaben ist das Definieren gemeinsamer Spielregeln, geprägt von gegenseitigem Respekt und von Akzeptanz der gesellschaftlichen Regeln in unserer Stadt und in unserem Land – Regeln, die im Wesentlichen durch unser Grundgesetz geprägt sind. Dabei sind alle zu fördern und zu fordern.

Zurzeit entwickelt sich in unserem Land eine Stimmung, die überhitzt, gefährlich und von irrationalen Ängsten geprägt ist – begleitet leider auch von dem Gefühl, dass die politischen Rezepte mehr Hilflosigkeit als klare Strategien vermitteln. Genauso wie es die Zivilgesellschaft im Jahr 2015 geschafft hat, die Herausforderungen der Zuwanderung zu meistern, ist es heute wichtiger und dringender denn je zuvor, dass die Weichen wieder in Richtung respektvoller Umgang, Sachlichkeit und demokratische Grundregeln gestellt werden. Dabei ist immer wichtig, im Blick zu behalten: Es geht um Menschen, um menschliches (humanes) Verhalten im Umgang miteinander.

Mit unseren Begegnungscafés, und mit den persönlichen Patenschaften versuchen wir in Seligenstadt – wie ich meine: mit Erfolg – in diese Richtung zu wirken. Dennoch: Wir müssen mehr tun, um die Stimmung und das Verständnis zu halten und zu verbessern.

Die in Seligenstadt lebenden Geflüchteten verfolgen wie wir die allgemeine Situation in Deutschland. Sie betrachten diese Situation wie wir mit Sorge. Sie haben Angst. Angst ist immer gefährlich, vor allem die sich davon ableitenden Aktionen.

Wir brauchen auch in Seligenstadt eine engere Verzahnung, eine weitere Öffnung, mehr Patenschaften. Wir sollten unsere Gäste noch mehr in unsere Mitte nehmen.

Und:
Wir müssen lauter werden. Es kann nicht sein, dass eine radikale Rechte die Diskussion über die Migrationspolitik bestimmt – über die Mehrheit des Volkes hinweg.

In diesem Zusammenhang hier ein Ausschnitt aus einer Untersuchung, wie sich die “Meinungsschichten” in Deutschland zusammensetzen. Nutzen wir unsere Chance für eine demokratische und humane Gesellschaft – gefährdet wird sie nicht von einer radikalen Minderheit, wenn wir als Mehrheit nicht länger schweigen.

Wir brauchen mehr Menschen für die Patenschaften mit Geflüchteten.
Kommt zum Begegnungscafé!
Kommt zur Mahnwache: mittwochs um 19 Uhr auf dem Marktplatz!

Das Institut Ipsos hat für die Organisation More in Common die Einstellungen zu nationaler Identität, Einwanderung und Flüchtlingen in Deutschland untersucht. Demnach teilt sich die deutsche Gesellschaft keineswegs in zwei, sondern vielmehr in fünf etwa gleich große Gruppen auf (siehe Grafik). In jeder dieser Gruppen gibt es zur Flüchtlingsfrage – aber auch darüber hinaus – sehr unterschiedliche grundsätzliche Werte und Einstellungen.

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Während Politik und Medien vor allem den radikalen Gegnern von Einwanderung viel Aufmerksamkeit widmen, bleibt die Mitte der Gesellschaft weitgehend unbeachtet. Etwa die Gruppe der sogenannten humanitären Skeptiker. Diese Bürgerinnen und Bürger sind zwar humanitär eingestellt und wünschen sich Hilfe für Menschen, die vor Krieg und Not nach Deutschland fliehen. Dennoch haben sie Ängste, etwa hinsichtlich der Integration von Flüchtlingen oder möglicher negativer Folgen für Deutschland. Ihre Sorgen beziehen sich also nicht auf die Einwanderung selbst, sondern auf die Zeit danach. Die Debatte über die Begrenzung von Einwanderung der vergangenen Jahre dürfte diese Gruppe verfehlt haben.

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