23. Oktober 2017. Weltoffenheit, Respekt untereinander, Demokratie und friedliches Zusammenleben sind keine Selbstläufer. Sie müssen stets aufs Neue verteidigt werden. Wichtig ist es für alle Demokraten und auch vor Ort, Farbe zu bekennen und die Erinnerung wach zu halten, welch tödliche Gefahren Ausgrenzung, Entfremdung, Respektlosigkeit, sprachliche Verrohung, das Schüren von Ängsten in der Vergangenheit zur Folge hatten. Auch für viele Menschen in unserer Stadt hatten solche ihnen entgegengebrachte Denk- und Verhaltensmuster tödliche Konsequenzen.
Wir laden Sie herzlich ein: Kommen Sie zur diesjährigen Gedenkveranstaltung der Stadt Seligenstadt am 9. November. Es ist eine gute Gelegenheit, für unsere Werte einzutreten.
Aufruf der Stadt Seligenstadt zur Gedenkfeier am 9. November 2017:
Im Gedenken an die Pogromnacht vom 9. November 1938 finden am Donnerstag, dem 9. November 2017,wieder Gedenkveranstaltungen in Seligenstadt statt. Im Anschluss an den um 19 Uhr stattfindenden ökumenischen Friedensgottesdienst in der katholischen Kirche St. Marien lädt die Stadt Seligenstadt zusammen mit den Seligenstädter Kirchengemeinden alle Bürgerinnen und Bürger zu einer Gedenkveranstaltung ein:
20 Uhr, Synagogenplatz an der Frankfurter Straße in Seligenstadt.
Das Gotteshaus der Jüdischen Gemeinde Seligenstadt wurde um 1870 festlich eingeweiht und befand sich in der Frankfurter Straße an der Ecke Grabenstraße. Sie war das Zentrum des religiösen Lebens der jüdischen Seligenstädter.
In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 fanden sich fast überall in unserem Land Gruppen zusammen, um jüdische Gottes- und Versammlungshäuser und Geschäfte zu zerstören und anzuzünden. Am Morgen des 10. November 1938 brannte auch die Synagoge der jüdischen Gemeinde in Seligenstadt völlig nieder. In der Folge wurden rund 150 Mitbürger jüdischer Abstammung in Vernichtungslager deportiert. So auch das Ehepaar Bachrach. Isaak Bacharach lebte mit seiner Familie bis zum 2. Weltkrieg hier in Seligenstadt und führte in der Bahnhofstraße eine Metzgerei. Die Familie hatte drei Kinder: Leo, Herta und Margot. Während Leo und Herta zu Beginn der NS-Zeit die Flucht und Emigration in die USA gelang, wurden die Eltern und die jüngste Tochter Margot 1942 in Konzentrationslager deportiert, wo sie später starben.
Im August 2017 konnte Bürgermeister Dr. Daniell Bastian den Enkel, Steve Bachrach, und seine Gattin aus den USA begrüßen, die zum ersten Mal die Geburtsstadt des Großvaters besuchten. „Diese Begegnungen sind ein wichtiger Bestandteil zur Auseinandersetzung mit unserer Geschichte und in unseren heutigen, sehr unruhigen Zeiten Mahnung gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus“, bekräftigt Bürgermeister Bastian.
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