Berlin/Seligenstadt – Als Mitglied der Deutschen Fachwerkstraße beteiligte sich die Stadt Seligenstadt natürlich Ende Mai am Deutschen Fachwerktag. Doch die Organisation, die zu den bekanntesten und bedeutendsten Ferien- und Kulturstraßen Deutschlands zählt und in der sich von der Elbmündung bis zum Bodensee fast 100 Städte zusammengeschlossen haben, thematisiert weit mehr als nur das Motto „Fachwerk verbindet“. Die Städte der Arbeitsgemeinschaft (AG) Deutsche Fachwerkstädte mit Sitz in Fulda sehen sich massiv mit den Folgen des demografischen Wandels konfrontiert. Wohnungsleerstand, Einbußen im Handel, Bevölkerungsverluste und nachlassendes privates Engagement geben Anlass zur Sorge.
Fachwerkgebäude stellen ein bedeutendes kulturelles Erbe dar. Sie zu erhalten und parallel dazu die sozialen und städtebaulichen Rahmenbedingungen zu schaffen sind Herausforderungen, die viele Städte und Gemeinden bewältigen müssen. Die Arbeitsgemeinschaft stellte kürzlich ihre Erkenntnisse aus der Fachwerktriennale 19 (T19) in der Niedersächsischen Landesvertretung in Berlin vor. Drei Jahre lang wurde mit 13 Fachwerkstädten innerhalb der T19 an praktischen Lösungsansätzen zu Integration, Qualifikation, Klimaschutz und Finanzierung gearbeitet.
Mit dem Beitrag „Integration mit langem Atem – das Seligenstädter Modell“ ist die Einhardstadt dabei, beschreibt eine langfristige, individuelle Betreuung von Flüchtlingen in einer „Perspektivallianz“. Spracherwerb und Identifikation, Qualifikation und Wohnraum bilden die Kernthemen, gemeinsame Stadtrundgänge, Ausflüge und Freizeitgestaltung gehen Hand in Hand mit Weiterbildung. Der Arbeitskreis Willkommen in Seligenstadt spielt die zentrale Rolle mit seinen mehr als 280 Mitgliedern und 1000 Spendern, die finanzielle Unterstützung leisten.
Seligenstadt hat seine Erfahrungen aus dem Projekt als wichtiges Instrument in den „Werkzeugkasten“ der AG für die Fachwerkstädte eingebracht. Dieser wurde aus allen Ergebnissen der Projektarbeiten der T19 zusammengestellt und könne „die Managementarbeit im Quartier mit erfolgreichen integrativen Stadtentwicklungsstrategien erleichtern“, sagte Maren Sommer-Frohms, Geschäftsführerin der AG. Von der Politik forderte sie weitere ergänzende Instrumente, die zur Stärkung bürgerschaftlichen Engagements und zur Schaffung attraktiven Wohnraums in kleineren und mittleren Fachwerkstädten beitragen.
Die Aussichten für Besitzer von Fachwerkimmobilien sind gut. Für die Städtebauförderung wurden 790 Millionen Euro aus Bundesmitteln und ergänzende Programme beschlossen, insgesamt stehen 1,3 Milliarden zur Verfügung. Zudem wird der Zugriff vereinfacht. Diese Nachricht überbrachte Monika Thomas, Abteilungsleiterin Stadtentwicklung, Wohnen, öffentliches Baurecht im Bundesinnenministerium. Sie lobte die Ergebnisse aus den Städten. „Projekte wie die Fachwerk-Triennalen oder das Fachwerk5Eck Südniedersachsen waren außerordentlich erfolgreich, das haben Auswertungen ergeben“, sagte sie.
Künftig werde es bei der Förderung noch stärker darum gehen, den Bestand in die ganzheitliche Betrachtung bei der energetischen Sanierung und im Wohnungsbau einzubeziehen. Da Fachwerk als nationales Erbe einen besonderen Wert darstelle und innerhalb der Vereinbarung von Davos der Begriff „Baukultur“ international festgeschrieben worden sei, lud sie dazu ein, weitere Projekte einzureichen und zu verwirklichen.
Die Arbeitsgemeinschaft hatte ein Positionspapier mitgebracht, in dem ein integratives Management von demografischem Wandel und Klimaschutz mit niedrigschwelligen planerischen und technischen Lösungen im Fachwerkquartier sowie integrative Finanzierungsinstrumente für Städte aufgeführt sind. Sommer-Frohms wies darauf hin, dass Bundes- und Landesprogramme auch für Sachmittel benötigt würden und die Förderung von Qualifizierungen an privaten Gebäuden möglich sein solle. Am Ende habe sich gezeigt, dass die AG Deutsche Fachwerkstädte für die Zukunftsthemen ihrer 140 Mitglieder gut gerüstet sei.
Quelle und Foto: Offenbach Post vom 17.12.2019
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