Michael Sonntag: „Haben keine Kraft mehr, noch etwas für die Flüchtlingsfamilie zu tun.“
© Hampe
3. November. Die Offenbach-Post berichtete am 1. November von den Schwierigkeiten einer Seligenstädter Familie, die gern eine syrische Familie unterstützen möchte, dabei aber an bürokratische Grenzen stößt:
Das ist ein gutes Beispiel dafür, dass Integration gelingen kann – bürokratische Hürden und die Gesetzeslage verzögern allerdings einen entscheidenden Schritt: den Umzug in eine Wohnung. Eine schwierige Situation in einem bürokratischen Karussell:
- Anerkennung: ausstehend
- Bleibeaussicht: hoch (Herkunft Syrien)
- Job: vorhanden
- Wohnung: verfügbar
Es kommt selten vor, dass ein Vermieter einer Flüchtlingsfamilie genau zu dem Zeitpunkt eine Wohnung anbietet, an dem sie die Anerkennung erhält. Auch ist verständlich, dass Vermieter ihre Wohnungen nicht auf unbestimmte Zeit leer stehen lassen können.D ie Familie wird damit vor das große Problem gestellt, dass sie zum Zeitpunkt der Anerkennung keine Wohnung hat. Aus der Gemeinschaftsunterkunft muss sie dann allerdings ausziehen. Eine Zwickmühle.
Was braucht es also? Eine flexible Übergangsregelung. Der Gesetzgeber ist aufgefordert, Lösungsmöglichkeiten für solch aussichtsreiche und positive Situationen zu schaffen.
Besondere Situation
Nachdem Familie Sonntag durch das Integrationsbüro eine ablehnende Mitteilung der Stadt erhalten hatte, wandten sich die syrische Familie und Herr Sonntag an den AK Willkommen. Der Arbeitskreis übernahm das Anliegen der syrischen Familie und der Familie Sonntag und legte der Stadt den Sachverhalt mit der Bitte um Prüfung und Unterstützung der Familie Sonntag nochmals vor.
Die besondere Situation der Familie – ein Arbeitsplatz für den Mann, die sehr schlechte Gesundheit der Frau– ist allen Beteiligten sehr bewusst. Die Stadt bot daher an zu prüfen, ob die Unterbringung in einer anderen, kleineren Gemeinschaftsunterkunft (GU) möglich wäre. In Kürze wird eine weitere GU – ein Dreifamilienhaus– in Betrieb genommen, in die die Familie ggf. umziehen kann. Das ist nun einige Wochen her und ein Umzug war bisher offensichtlich nicht möglich.
Flüchtlingshelfer brauchen einen langen Atem. Der AK Willkommen dankt der Familie Sonntag für ihren vorbildlichen Einsatz. Wir brauchen in Seligenstadt solche Bürgerinnen und Bürger, die sich engagieren und über den Tag hinaus denken. Nur so ist Integration letztendlich gestaltbar. Durch den Einsatz von Familie Sonntag wäre es möglich gewesen, einen syrischen Kriegsflüchtling und seine Familie mit Arbeit und Wohnung zu versorgen. Damit werden die Sozialkassen entlastet und mittelfristig Einnahmen generiert, ganz zu schweigen von der Entschärfung sozialer Konfliktfelder. Engagierte Menschen sollten sich von der Bürokratie nicht entmutigen lassen.
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