30. Dezember 2017. Die gesellschaftliche Frage: “Wie umgehen mit den Menschen, die zu uns aus Not und Gefahr gekommen sind?” wird auch das Jahr 2018 bestimmen. Humanität, Respekt, Toleranz, Hilfe, Demokratie und Freiheit – Selbstverständlichkeiten, wie wir bisher glaubten – stehen zunehmend Abweisung, Diskriminierung, Kälte und respektlosem Verhalten gegenüber. Eine wohlhabende Gesellschaft, die es nicht vermag, sich untereinander zu verständigen, wie der Wohlstand gerechter werden kann; Gruppen, die gegeneinander gestellt werden; Ängste, die gepflegt werden, statt ihnen zu begegnen. Wird dies das Jahr 2018?
Respekt, Toleranz, Humanität, Freiheit, Demokratie und Hilfe für Menschen in Not sind und waren nie Selbstverständlichkeiten. Sie mussten immer erkämpft und verteidigt werden. Rückschläge kennt unsere Geschichte auch, letztendlich haben sich aber diese Werte durchgesetzt.
Gerade in unserer Zeit, die stark geprägt ist von dem Wunsch nach Individualisierung, ist auch der Wunsch nach Sicherheit ausgeprägt. Sicherheit hat viel mit dem inneren Frieden im Land zu tun. Diskriminierung, Ausgrenzung und Intoleranz gefährden gerade diese notwendige Sicherheit; sie zerstören den inneren Frieden in der Gesellschaft.
Wie wir mit Fremden und Fremdem umgehen, ist ein guter Gradmesser unserer eigenen inneren Einstellung. Wie wir sie aufnehmen und auf sie zugehen, wie sie sich auf uns einlassen und eingliedern, das sind die Gradmesser der gelebten Integration.
Wer uns glauben machen will, Integration sei gescheitert oder nicht möglich, hat vielleicht schon aufgegeben und seine “Welt” und seine Wertvorstellungen zur einzig richtigen erklärt. Nur weil die Zusammenhänge komplexer werden, machen es die Flüchtlinge nicht einfacher. Das ist eine Selbstlüge, meine ich. Wären denn alle Probleme weg, wenn plötzlich keine Flüchtlinge mehr da wären? Das kann niemand ernsthaft glauben.
Ich glaube es nicht. Aber ich glaube daran, dass eine Gesellschaft – auch eine Stadtgesellschaft – daran wächst, wie sie sich mit durchaus schwierigen und auch konfliktbeladenen Problemen qualifiziert auseinandersetzt und wie sie sich den Realitäten stellt. Hunderte Menschen leben seit Jahren mit uns in Seligenstadt, zum Teil unter prekären Bedingungen. Einiges haben wir schon erreicht. Die Seligenstädter haben ihre Flüchtlinge weitestgehend gut aufgenommen. Auch in 2018 soll es so bleiben – dafür bitte ich weiterhin um Ihre Mithilfe.
Für das Jahr 2018 wünsche ich Ihnen alles erdenklich Gute und uns gemeinsam ein Leben in unserer Stadt, das geprägt ist von gegenseitigem Respekt.
Ihr
Burkard Müller
Schreibe einen Kommentar